True Stories.
Erlebte Situationen, nochmal drüber nachgedacht.
Es geht hier nicht darum, die große weite Welt besser zu machen. Es geht noch nicht einmal darum, Großes zu bewegen. Dazu braucht es deutlich mehr als das hier.
Es geht bei diesen True Stories um diese kleinen, erlebten Momente, auf die wir täglich treffen und jede Entscheidung, die damit einhergeht … und mit denen wir ebenso oft konfrontiert sind. Ich beobachte meine Reaktionen und halte diese Gedanken, die mir im Kopf dazu umhergehen, hier fest. Es sind Momente, die mich bewegt haben. Und über die ich nochmal nachgedacht habe.
Kleine Schritte also.
Manchmal sind diese Gedanken rauh, kritisch, oft ausschweifend und manchmal auch polemisch. Und ab und zu auch mal lustig. Leider ist auch etwas viel Schubladendenken dabei. (Da könnte ich besser unterwegs sein, ich weiß … Man lernt ja nie aus.) Es ist eben das, was es ist: Eine subjektive Wahrnehmung.
Das hier ist keine echte Meinung. Nur Beobachtung. Mit etwas Selbstreflektion.
Dazu muss ich an dieser Stelle etwas loswerden: Es geht hier nicht ums Ankreiden. Fühlt sich dann trotzdem jemand von diesen Texten angesprochen und ertappt, sage ich: “Bitteschön, gern geschehen”. Aber dann atme auch bitte mal kurz durch, halte 30 Sek. inne und dann denk auch noch einmal genauso lange darüber nach, warum Du über diesen Absatz gestolpert bist.
Genau um diesen Moment geht es mir. Ums Nachdenken.
Es geht also nicht darum, gleich mit der erstbesten Antwort zufrieden zu sein. Noch weniger geht es darum, Dinge einfach unreflektiert weiterzuleiten. Ist das ein übles Phänomen unserer Jetztzeit? Schon möglich. Doch genau da liegt der Hase im Pfeffer und deswegen ist mir das auch so wichtig: Es geht um das Nach-Denken … im ursprünglichen Sinne des Wortes. Und das, was als Ergebnis einer sinnvollen, reflektierten Nachbetrachtung unser tägliches Verhalten neu überdenken lässt.
Liest sich schwieriger, als es ist.
Ich möchte, dass Du eine Haltung zu dem entwickelst, was dich täglich umgibt.
Denken, insbesondere das Nachdenken ist schwer geworden. Besonders in der heutigen Zeit, die von Schnelllebigkeit, Unsicherheit, Veränderungsprozessen und dem tiefsitzenden Bedürfnis nach Gegenpolen in Form von Entschleunigung und individueller Sinnstiftungsfindung geprägt ist. Unsere Social-Media-Kanäle sind prall gefüllt mit Selbstdarstellung, Spiritualität und Selbstverwirklichungs-Projekten und zeigen, in welchem Licht sich die Benutzer selbst gerne sehen (würden, aber oft nicht sind.)
Wir kennen sie alle, diese gestellten Posen, adaptierten Szenerien und schnell kopierten Pinnwände bei Pinterest. Das ist mir zu kurz gesprungen. Wenn ich wieder mal ein Posting aus der Kategorie Lange-Absätze-kurze-Hauptsätze sehe, dann denke ich mir meinen Teil und ertappe ich mich wieder selbst: Wie stehe ich dazu? Was ist meine Haltung dazu?
Genau dann ist wieder ein solcher Moment gekommen. Es ist für mich an der Zeit, darüber zu schreiben und Antworten auf die Frage zu suchen: Ist das jetzt relevant oder irrelevant. Und wenn ja, warum?
Doch nachdenken über tatsächliche, relevante Dinge des Alltags kostet viel Zeit und Energie. Kostbare Energie. Nachdenken ist intensiv und löst – erst einmal als Meinung manifestiert und ausgesprochen – nicht immer sofort Verständnis beim Gegenüber aus. Man säht Wind und erntet starken Gegenwind.
Gut ist, wer Mut mitbringt.
Zudem, jeder kennt diese Bedenkenträger. Sie kommen im Anzug daher. Oder im Fantrikot. Oder als diejenigen, in in ihrer Filterblase so fest und tief drin feststecken (Ich nehme mich da gar nicht aus.)
Manchmal sitzen sie genau jetzt neben Dir.
Bedenkenträger gibt es en Masse und soll es auch weiterhin reichlich geben. Das ist mühsam erlerntes Wissen und Fachkompetenz in Reinstkultur. Mehr oder weniger. Leider kommt sie meist im ungünstigen, ziemlich rüden Tonfall daher.
Doch ich lasse mich davon nicht einschüchtern. Wenn mir ein Unternehmer entgegnet: “Herr Mlinarzik, das geht so nicht. Das haben wir noch nie so gemacht und das wird so nicht funktionieren. Glauben Sie mir mal, ich mache das schon ne Weile, ich kenne mich damit aus”, dann kann ich darauf nur antworten: “Ja, Sie haben Recht. Zu 100%. Sie kennen sich mit ihrer Materie bestens aus. Ich nicht. Das ist nicht mein Tanzbereich. Ich kann zu ihrer Fachkompetenz nicht ein Quäntchen hinzufügen. Allerdings … und das können Sie selbst nicht mehr, weil Sie sich so in ihre Materie reingefräst haben und im eigenen Saft drehen … ich kann aber etwas ganz anderes für Sie tun: Die Außenposition einnehmen und den Blick wieder auf Sie selbst lenken.” Stichwort: Betriebsblindheit auflösen.
Now, we are talking.
Und wenn man dann – das schaffen ja leider nur die Wenigsten – erst einmal den Mut aufbringt und bereit ist, seine Sichtweise für einen ganz kurzen Moment gedanklich beiseite zu legen und sich auf den Impuls mit dem klaren Blick von außen einzulassen, dann ist es da, das befreiende Gefühl einer neuen Tür, die dann aufgeht, obwohl man dort vorher keine gesehen hat. Besser gesagt: Nicht sehen konnte.
Danach kann man immer noch darüber streiten, ob die Tür sinnvoll ist oder nicht. Kann man ja auch jederzeit wieder zuklappen.
So funktioniert Diskurs für mich.
Wir lieben die Orte, die wir schon kennen. Da fühlen wir uns gut aufgehoben.
Gewohntes fühlt sich gut an. Es hat etwas Vertrautes an sich. Es ist gut, vorher zu wissen, was einen dort erwartet. Absolut verständlich und nachvollziehbar, daß genau deswegen die an uns zerrenden Kräfte durch Unsicherheiten einer womöglich zukünftigen, aber nicht zwangsläufig eintretenden Veränderung ja so stark sind.
Eigentlich wollen wir uns ja gar nicht verändern.
Wir sind doch jetzt die letzten Jahrzehnte so zu dem geworden, der wir heute sind. Das hat Zeit und Mühe und reichlich (Aus-)Bildung gekostet. Auch wenn sie vielleicht nur auf der Straße stattgefunden hat. Wir haben was gelernt. Und wir lieben nunmal genau diese Erfahrungen und unsere Pfade, die wir jahrelang so mühevoll gegangen sind, die mittlerweile tief eingelaufen und ausgetreten sind und die wir in- und auswendig kennen. Die will niemand so schnell aufgeben. Die Angst, die jeder von uns in sich trägt, ist größer, als wir es je zugeben zu wagen würden.
Muss ja auch niemand. Will ich auch nicht.
Auf der anderen Seite stehe ich einem neuen Blickwinkel gerne offen gegenüber und freue mich über neue Impulse. Diskurs bringt mich weiter. Deswegen schätze ich die kritische und gleichzeitig wertschätzende-konstruktive Auseinandersetzung mit meinem Gesprächspartner und dem (seinen) Problem so sehr. Und genau das erwarte ich ebenso vom Leser dieser True Stories.
Das ist das, was hier passiert. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.
Sonnige Grüße, Jens